Forschende des Forschungsinstituts Kinderkrebs-Zentrum Hamburg haben eine vielversprechende neue Behandlungsmethode für eine besonders aggressive Form der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) entwickelt, die sogenannte Philadelphia-ähnliche ALL (Ph-like ALL). Diese Leukämie tritt vor allem bei älteren Kindern und jungen Erwachsenen auf und gilt bislang als schwer behandelbar. (mehr …)
+++Das Bewerbungsverfahren für 2025 ist abgeschlossen.+++
Die Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e. V. schreibt 2025 im Rahmen des Juli-Harnack-Programms zur Nachwuchsförderung erneut vier Stipendien für Medizindoktorandinnen und -doktoranden aus, die Interesse an einer Dissertation im Bereich Pädiatrische Krebsforschung haben. (mehr …)
Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) sind die vierthäufigste Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Es handelt sich um eine Gruppe an bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems, das neben Lymphknoten, Knochenmark, lymphatischen Geweben der Mandeln, Milz und des Darms alle Organe befallen kann. Mit seiner seit Januar 2025 am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg angesiedelten Arbeitsgruppe „Non-Hodgkin-Lymphome“ erforscht Prof. Wilhelm Wößmann diese Krebserkrankung auf verschiedenen Ebenen. (mehr …)
Die biomedizinische Forschung erlebt einen rasanten Anstieg hochdimensionaler molekularer Daten. Prof. Michael Bockmayr und seine neue Arbeitsgruppe „Computergestützte Pädiatrische Onkologie“ am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg entwickeln KI-Verfahren zur Auswertung dieser Daten, um sie für die Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen bei Kindern zu nutzen.
Personalisierte Behandlungsansätze gewinnen in der Kinderonkologie zunehmend an Bedeutung. Ihre Grundlage ist die möglichst genaue Antwort auf die Frage, welche Art von Tumor vorliegt, um dadurch die Therapie optimal anzupassen. Klinische, histologische und molekulare Daten müssen für diese präzise Diagnose integriert und standardisiert ausgewertet werden.
Für komplexe Fragestellungen fehlen jedoch oft noch Analysemethoden. Hier setzt Prof. Bockmayr an: Er entwickelt Klassifikationsalgorithmen und neue Verfahren, um etwa das Therapieansprechen vorherzusagen. „Die Datenauswertung ist anspruchsvoll und erfordert Anpassung an spezifische Fragen. Sie bildet einen eigenen Wissenschaftszweig innerhalb der kinderonkologischen Forschung“, erklärt der Wissenschaftler, der auch als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) tätig ist.
Neben seiner ärztlichen Tätigkeit forschte er unter anderem bereits zusammen mit der Arbeitsgruppe von Prof. Ulrich Schüller an der molekularen Charakterisierung von Hirntumoren bei Kindern, insbesondere Ependymomen und Medulloblastomen. Er entwickelte bioinformatische Methoden zur Identifikation molekularer Subtypen und zur besseren Abschätzung des Rezidivrisikos. Zudem untersucht er den Einsatz von KI in der Pathologie zur Verbesserung der Präzisionsdiagnostik. Mit seiner Rückkehr als Arbeitsgruppenleiter ans Forschungsinstitut möchte er nun sein Themenspektrum erweitern und auch im Bereich anderer kindlicher Krebserkrankungen forschen.
Am UKE ist Prof. Bockmayr seit 2017 tätig. Zuvor studierte er Medizin und Mathematik in Berlin und Cambridge und promovierte an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. 2023 erhielt er eine Juniorprofessur für medizinische Bioinformatik und KI in der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie am UKE. Seit Januar 2025 wurde seine Arbeitsgruppe im Rahmen des Wachstumsplans in die Förderung am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg aufgenommen.
Das Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg (FI) hat mit Prof. Dr. Ulrich Schüller seit Jahresbeginn einen neuen Wissenschaftlichen Leiter. Mit seinem Wechsel an die Spitze wird die Kinderkrebsforschung am Forschungsinstitut weiter ausgebaut. Dafür setzt er auf zusätzliche Forschungsgruppen sowie eine noch stärkere Vernetzung mit dem UKE und anderen Forschungseinrichtungen. (mehr …)
Vor zwei Jahren bekam Marie die Diagnose Leukämie, in drei Tagen kann sie schon wieder fast unbeschwert Weihnachten feiern. Dazwischen liegt eine Therapie am UKE. Möglich wurde die durch intensive Forschung, die zu einem großen Teil aus Spenden finanziert wird. Der #NDR hat Marie, ihre Mutter und uns besucht und einen großartigen Beitrag erstellt. Wir vom Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg wünschen Marie, ihrer Familie, allen betroffenen Kindern und allen, die mit ihren Spenden helfen, eine gute Weihnachtszeit und natürlich viel Gesundheit.
Hier geht es direkt zum Beitrag.
„Forschung, die wirkt – Kinderkrebs heilen, Spätfolgen lindern“: Unter diesem Titel ist der neue Forschungsbericht des Forschungsinstituts Kinderkrebs-Zentrum Hamburg erschienen. Der Bericht umfasst den Zeitraum 2021-2023 und gewährt einen umfassenden Einblick in die jüngsten Fortschritte bei der Erforschung von Krebserkrankungen im Kindesalter. Zudem stellt er wegweisende Projekte vor, die das Institut in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und anderen Partnern durchführt.
In den vergangenen Jahren konnte das Team bedeutende Erfolge verzeichnen, etwa bei der Entwicklung innovativer Diagnose- und Therapieansätze für Leukämien und Hirntumore. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Immunonkologie, die das Potenzial bietet, Krebstherapien gezielter und schonender zu gestalten.
Der Bericht zeigt, wie wichtig innovative Forschung ist, um die Heilungschancen zu erhöhen und langfristige Spätfolgen für junge Patienten zu minimieren.
Der vollständige Bericht steht hier zum Download bereit.
Die gedruckte Ausgabe kann unter buero@kinderkrebs-hamburg.de angefordert werden.
Welche Rolle spielen Immunzellen bei kindlichen Hirntumoren? Dieser Frage widmet sich Dr. Marius Mader mit seiner Arbeitsgruppe ab Oktober am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg. Ziel ist es, das Immunsystem so zu manipulieren, dass es Gehirntumore effizient bekämpfen kann. Dabei bilden die wegweisenden Erkenntnisse aus seiner Zeit an der Stanford University das Fundament für neue Behandlungsansätze, die einmal in der Klinik Anwendung finden sollen.
Gehirntumoren bestehen neben Tumorzellen zu mehr als der Hälfte aus bestimmten Immunzellen, sogenannten myeloiden Zellen. Paradoxerweise bekämpfen diese Immunzellen den Tumor nicht, sondern schützen ihn vor Angriffen des Immunsystems und fördern sein Wachstum. Das ist relevant bei Hirntumoren, zum Beispiel auch bei Gliomen im Kindesalter.
Mit seiner neuen Arbeitsgruppe am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg möchte Dr. Marius Mader besser verstehen, welche Rolle myeloide Zellen bei der Entwicklung von Gliomen spielen. „Übergeordnetes Ziel ist es, neuartige Therapiemethoden zu entwickeln, die darauf beruhen, myeloide Zellen auszutauschen und zu manipulieren“, sagt Mader. „Damit soll dem körpereigenen Immunsystem eine effiziente Bekämpfung des Tumors ermöglicht werden.“
In den letzten fünfeinhalb Jahren als PostDoc an der Stanford University in Kalifornien, USA, hat Mader mit seinen Kolleginnen und Kollegen Protokolle zum Austausch von myeloiden Zellen im Gehirn entwickelt. Diese Pionierarbeit bildet die Basis für therapeutische Konzepte, die einmal in der Klinik angewendet werden können. In präklinischen Krankheitsmodellen von neurometabolischen, neurodegenerativen und neuroinflammatorischen Erkrankungen konnten die Forschenden bereits zeigen, dass der Austausch fehlprogrammierter myeloider Zellen gegen Spenderzellen funktioniert. Dabei handelt es sich um Modelle zu Erkrankungen wie Alzheimer und Multiple Sklerose.
„Mein Interesse liegt eher im translationalen Bereich als in der Grundlagenwissenschaft, also darin Konzepte aus der Forschung so umzusetzen, dass sie den Patienten zugutekommen“, sagt Mader. „Dafür braucht es optimale wissenschaftliche Voraussetzungen und eine enge klinische Vernetzung, so wie es über das Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg am UKE in Hamburg möglich ist.“ Zudem begeistert ihn die vorhandene Expertise für Krebserkrankungen im Kindesalter: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den neuen Kolleginnen und Kollegen und darauf, mein Know-how sinnvoll einzubringen.“ Zumindest in der Klinik könnte er auf bekannte Gesichter treffen, denn vor seinem Aufenthalt in den USA arbeitete Mader bereits als Assistenzarzt in der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie (DGNN) hat Prof. Ulrich Schüller den ersten Preis für sein Poster zur Entdeckung eines neuartigen Medulloblastom-Typs gewonnen. Die Präsentation überzeugte die Jury durch ihre bedeutenden Erkenntnisse zur Neuroonkologie und die Relevanz für die Entwicklung gezielter Behandlungsansätze.
Medulloblastome sind schnell wachsende Hirntumoren, die im Kleinhirn entstehen. Im Kindes-und Jugendalter sind sie einer der häufigsten bösartigen Hirntumoren. Bisher wurden vier molekulare Subtypen unterschieden: WNT, SHH, Gruppe 3 und Gruppe 4. Die Hamburger Forscher um Prof. Schüller und Dr. Alicia Eckhardt haben nun einen fünften Subtyp identifiziert, dem sie den provisorischen Namen „Gruppe 5 Medulloblastom“ gegeben haben. Der neue Subtyp tritt sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auf, wobei er bei Jungen und Männern häufiger vorkommt als bei Mädchen und Frauen.
Auf molekularer Ebene zeichnen sich Gruppe 5 Medulloblastome unter anderem durch ein einzigartiges DNA-Methylierungsmuster und Transkriptom aus. Außerdem entdeckte Schüllers Team in Tumorproben aktive molekulare Signalwege, die eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung verschiedener Organsysteme und Muskelzellen spielen. Das deutet darauf hin, dass Medulloblastome der Gruppe 5 möglicherweise eine große Anzahl unreifer, noch nicht vollständig ausgebildeter Zellen enthalten könnten.
„Unsere Entdeckung stellt einen bedeutenden Fortschritt auf dem Weg zu individuell zugeschnittenen Therapien dar,“ erklärt Prof. Dr. Ulrich Schüller. „Denn je nach Subtyp können der Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf bestimmte Therapieformen stark variieren.“
Ziel weiterer Untersuchungen ist es nun, den zellulären Ursprung, die genetischen Merkmale sowie die klinischen Besonderheiten des neuen Subtyps genauer zu verstehen.
Dr. Catena Kresbach aus der Arbeitsgruppe von Prof. Ulrich Schüller hat den Werner-Rosenthal Preis der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie (DGNN) für die Veröffentlichung einer innovativen Behandlungsmethode bei Kindern mit dem bösartigen Hirntumor Medulloblastom erhalten. Die Methode wurde über mehrere Jahre am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg entwickelt.
Der Werner-Rosenthal Preis wird von der DGGN jährlich an Nachwuchswissenschaftler für die beste Publikation des vergangenen Jahres vergeben. Dr. Catena Kresbach wurde mit dem Preis für Ihre Publikation in „Neuro-Oncology“ zu einem vielversprechenden Behandlungsanasatz für Medulloblastome ausgezeichnet. Medulloblastome sind die häufigsten bösartigen Hirntumore im Kindesalter. In einem Anteil der Tumoren ist ein wichtiger Signalweg in den Tumorzellen stark hochreguliert - der sogenannte Sonic-Hedgehog Signalweg (SHH). In ihrer Studie testete die Hamburger Ärztin die gezielte intraventrikuläre Verabreichung von spezifischen SHH-Inhibitoren, die somit das Tumorwachstum hemmen.
Die intraventrikuläre Anwendung bedeutet, dass ein Medikament direkt in die Ventrikel des Gehirns verabreicht wird. Die Ventrikel sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume im Gehirn. Durch diese Methode kann das Medikament direkt im Gehirn wirken, ohne den gesamten Körper zu belasten.
Die Studie, die an einem Mausmodell durchgeführt wurde, zeigt, dass die intraventrikuläre Anwendung von SHH-Inhibitoren eine teilweise oder vollständige Rückbildung des Tumors bewirken kann. Dabei konnten schwerwiegende Nebenwirkungen auf das Knochenwachstum vermieden werden, die bei einer systemischen Gabe des Medikaments auftreten. Außerdem führte die Behandlung bei Mäusen zu einer deutlich verlängerten symptomfreien Überlebenszeit.
„Dieser innovative Ansatz könnte eine neue, schonendere Therapieoption für Kinder mit Medulloblastomen darstellen“, sagt Kresbach.
Die direkte Verabreichung von Chemotherapie-Medikamenten ins Gehirn über einen kleinen Zugang unter der Haut ist bei der Behandlung von Medulloblastomen bei Kindern bereits gängige Praxis. Daher glauben die Hamburger Forscherinnen und Forscher, dass es möglich wäre, SHH Inhibitoren zusätzlich zu dieser Behandlung einzusetzen. Dies könnte die Wirksamkeit der Therapie deutlich verbessern und gleichzeitig die Notwendigkeit für andere stark belastende Behandlungen, wie die Bestrahlung des gesamten Gehirns und Rückenmarks, verringern.
Originalpublikation: Kresbach C, Holst L, Schoof M, et al. Intraventricular SHH inhibition proves efficient in SHH medulloblastoma mouse model and prevents systemic side effects. Neuro Oncol. 2024;26(4):609-622. doi: 10.1093/neuonc/noad191