1. Juli 2025

Forschungsinstitut erhält Förderung zur Erforschung aggressiver Hirn- und Rückenmarkstumoren

Gleich zwei Forschungsprojekte am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg erhalten bedeutende Förderzusagen. David Ghasemi, Arzt und Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe von Prof. Ulrich Schüller, erhält Fördermittel in Höhe von insgesamt rund 460.000 Euro zur Erforschung besonders aggressiver kindlicher Tumorformen.

Auf der Suche nach neuen Therapieansätzen gegen SHH-Medulloblastome

181.154 Euro erhält Ghasemi von der Wilhelm Sander-Stiftung für das Projekt „ADAM – Analyse von Differenzierungsblockaden in aggressiven Medulloblastomen mit SHH-Aktivierung“. Medulloblastome sind die häufigsten bösartigen Hirntumoren im Kindesalter. Eine Untergruppe bilden die SHH-Medulloblastome, benannt nach dem zellulären SHH-Signalweg (Sonic Hedgehog), der in diesen Tumoren besonders aktiv ist und das Krebswachstum antreibt.

Innerhalb dieser Untergruppe gibt es große Unterschiede. Manche Tumoren erinnern unter dem Mikroskop an gesundes Kleinhirngewebe („gut differenziert“) und gehen mit einer besseren Prognose einher, andere wirken stark entartet („entdifferenziert“). In einer früheren Studie am Hopp-Kindertumorzentrum in Heidelberg konnte Ghasemi zeigen, dass gut differenzierte Tumorzellen biologisch näher an der normalen Hirnentwicklung liegen – was ihre geringere Aggressivität und besseren Heilungschancen erklären könnte.

Im nun von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt untersucht Ghasemi die biologischen Unterschiede zwischen gut und schlecht differenzierten SHH-Medulloblastomen im Detail. Ziel ist es, die genauen Mechanismen zu identifizieren, die zu aggressivem Tumorverhalten führen. Auf dieser Basis sollen langfristig neue Therapieansätze entwickelt werden – mit der Hoffnung, besonders aggressive Tumoren in weniger bösartige Formen umzuwandeln, die besser therapierbar sind.

Aggressive Ependymome besser verstehen – und behandeln

Das zweite Projekt trägt den Titel „MOMENT-MYCN: Von molekularen Mechanismen zu neuen Therapien für MYCN-amplifizierte spinale Ependymome“ und wird von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung mit 279.000 Euro gefördert. Spinale Ependymome zählen zu den häufigsten Tumorarten des Rückenmarks bei Erwachsenen und Kindern und können meist durch eine neurochirurgische Operation entfernt werden. Eine seltene, aggressive Unterform tritt jedoch vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. Diese Tumoren sprechen kaum auf Therapien an, breiten sich im gesamten zentralen Nervensystem aus und führen zu schweren Symptomen wie Lähmungen, Schmerzen oder Inkontinenz– häufig auch zum Tod.

Bereits 2019 während seiner Zeit in Heidelberg konnte Ghasemi zeigen, dass diese besonders bösartige Form durch eine krankhafte Vermehrung des bekannten Krebsgens „MYCN“ charakterisiert ist. 2021 wurde diese Unterform von der WHO als neue Krebsentität anerkannt. Aufgrund ihrer Neuartigkeit fehlen bislang allerdings sowohl ein tieferes biologisches Verständnis als auch gezielte Therapien.

Das von der Else Kröner-Fresenius-Stiftung geförderte Projekt setzt genau hier an: Tumorproben werden umfassend analysiert, um zu verstehen, aus welchen Zellen diese Tumoren entstehen und therapeutisch nutzbare biologische Schwachstellen zu identifizieren. Diese werden anschließend in Laborversuchen an Zellmodellen erprobt. Zudem werden klinische Daten zahlreicher Patienten gesammelt, um den klinischen Verlauf der Erkrankung besser nachzuvollziehen, die Wirksamkeit verschiedener Therapien zu verfolgen und erste fundierte Therapieempfehlungen zu entwickeln.

Wichtiger Beitrag zur Kinderkrebsforschung

Beide Projekte leisten einen entscheidenden Beitrag zur Erforschung besonders aggressiver kindlicher Tumoren und werden in enger Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg, dem Universitätsklinikum Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum durchgeführt. An dem Projekt "MOMENT-MYCN" sind zudem Wissenschaftler des Sanford Burnham Prebys Medical Discovery Institutes in San Diego beteiligt. Die Förderungen der Wilhelm Sander-Stiftung und der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ermöglichen diese Arbeiten und unterstreichen ihre hohe medizinische Relevanz.

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