Werner-Rosenthal-Preis für vielversprechenden Therapieansatz bei bösartigen Hirntumoren
Dr. Catena Kresbach aus der Arbeitsgruppe von Prof. Ulrich Schüller hat den Werner-Rosenthal Preis der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie (DGNN) für die Veröffentlichung einer innovativen Behandlungsmethode bei Kindern mit dem bösartigen Hirntumor Medulloblastom erhalten. Die Methode wurde über mehrere Jahre am Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg entwickelt.
Der Werner-Rosenthal Preis wird von der DGGN jährlich an Nachwuchswissenschaftler für die beste Publikation des vergangenen Jahres vergeben. Dr. Catena Kresbach wurde mit dem Preis für Ihre Publikation in „Neuro-Oncology“ zu einem vielversprechenden Behandlungsanasatz für Medulloblastome ausgezeichnet. Medulloblastome sind die häufigsten bösartigen Hirntumore im Kindesalter. In einem Anteil der Tumoren ist ein wichtiger Signalweg in den Tumorzellen stark hochreguliert - der sogenannte Sonic-Hedgehog Signalweg (SHH). In ihrer Studie testete die Hamburger Ärztin die gezielte intraventrikuläre Verabreichung von spezifischen SHH-Inhibitoren, die somit das Tumorwachstum hemmen.
Die intraventrikuläre Anwendung bedeutet, dass ein Medikament direkt in die Ventrikel des Gehirns verabreicht wird. Die Ventrikel sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume im Gehirn. Durch diese Methode kann das Medikament direkt im Gehirn wirken, ohne den gesamten Körper zu belasten.
Rückbildung des Tumors ohne schwere Nebenwirkungen
Die Studie, die an einem Mausmodell durchgeführt wurde, zeigt, dass die intraventrikuläre Anwendung von SHH-Inhibitoren eine teilweise oder vollständige Rückbildung des Tumors bewirken kann. Dabei konnten schwerwiegende Nebenwirkungen auf das Knochenwachstum vermieden werden, die bei einer systemischen Gabe des Medikaments auftreten. Außerdem führte die Behandlung bei Mäusen zu einer deutlich verlängerten symptomfreien Überlebenszeit.
„Dieser innovative Ansatz könnte eine neue, schonendere Therapieoption für Kinder mit Medulloblastomen darstellen“, sagt Kresbach.
Die direkte Verabreichung von Chemotherapie-Medikamenten ins Gehirn über einen kleinen Zugang unter der Haut ist bei der Behandlung von Medulloblastomen bei Kindern bereits gängige Praxis. Daher glauben die Hamburger Forscherinnen und Forscher, dass es möglich wäre, SHH Inhibitoren zusätzlich zu dieser Behandlung einzusetzen. Dies könnte die Wirksamkeit der Therapie deutlich verbessern und gleichzeitig die Notwendigkeit für andere stark belastende Behandlungen, wie die Bestrahlung des gesamten Gehirns und Rückenmarks, verringern.
Originalpublikation: Kresbach C, Holst L, Schoof M, et al. Intraventricular SHH inhibition proves efficient in SHH medulloblastoma mouse model and prevents systemic side effects. Neuro Oncol. 2024;26(4):609-622. doi: 10.1093/neuonc/noad191