4. Juli 2019

BMBF-Forschungsförderung

Moderne, personalisierte Krebstherapien richten sich immer häufiger an molekularen Tumormerkmalen aus. Aktuelles Beispiel ist die Immuntherapie mit CAR-T-Zellen (chimäre Antigenrezeptor-T-Zellen), bei der gentechnisch veränderte T-Zellen zum Einsatz kommen, die synthetische, antigenspezifische Erkennungsmoleküle auf ihrer Oberfläche tragen. Ihre Erfolge im Bereich der hämatologischen Neoplasien (wie Leukämien und Lymphome) sind beachtlich, ob sie das Potential einer Universalwaffe im Kampf gegen Krebs besitzen, wird sich zeigen. Zuvor müssen noch viele offene Fragen zur komplexen Wirkweise des Immunsystems, zu Resistenzentwicklungen und zur Biologie von Tumoren beantwortet werden.

Etablierung eines universellen CAR-T-Testmodells
Das Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg bringt einen hoch innovativen CAR-Therapieansatz in die präklinische Testung, mit dessen Hilfe ein universelles Testsystem für modifizierte therapeutische Immunzellen etabliert werden soll. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und baut auf intensiven Vorarbeiten von Dr. Nollau und Kollegen bei der Erforschung des Auftretens und der Organisation von Strukturen auf der Oberfläche von Tumorzellen auf. „Oberflächenstrukturen spielen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation zwischen den Zellen, bei der Erkennung durch Zellen des Immunsystems und damit bei der Entstehung und Progression von Tumoren und ihren Krankheitsverläufen“, erklärt Dr. Nollau den Forschungsansatz. „Deshalb entwickeln wir CAR-T-Zellen mit speziellen Bindungsstellen, die Strukturen auf der Tumorzelle erkennen.“ erläutert Dr. Peter Nollau den hoch innovativen Forschungsansatz.

Das Besondere daran: Getestet wird an vitalen Tumorgewebeschnitten, die den Forschern als Kurzzeitkultur zur Verfügung stehen. Im Vergleich zu bestehenden Verfahren ist die Etablierung eines Gewebekulturmodells von großer Bedeutung, da hier die Bedingungen der Situation im Gewebe sehr ähneln und die Effekte der modifizierten Immunzellen auf die Tumorgewebeschnitte morphologisch, biochemisch und molekular überprüft werden können. Partnerunternehmen für die Durchführung dieser Tests ist die MVZ Prof. Niendorf Pathologie Hamburg-West GmbH. Das Medizinische Versorgungszentrum ist ein großer Anbieter auf den Gebieten der morphologischen und molekularen Diagnostik.

Dr. Nollau und sein Team sind sich darüber bewusst, dass auf molekularer Ebene noch viele Details über die Mechanismen des Immunsystems erforscht werden müssen, bevor weitere Krebsarten gezielt mit der körpereigenen Abwehr bekämpft werden können. „Wir haben aber bereits viel zu den diagnostischen Möglichkeiten von Oberflächenstrukturen auf Tumorzelloberflächen geforscht. Nun ist der Zeitpunkt da, mit diesem Ansatz nach neuen Therapien zu suchen, auch im Hinblick auf neue Behandlungsoptionen für krebskranke Kinder.“

Das BMBF-Forschungsprojekt ist über einen Zeitraum von drei Jahre angelegt und sieht neben Personal- und Sachkosten auch einen Forschungsaufenthalt im amerikanischen Krebszentrum City of Hope in Duarte/Kalifornien vor, um die CAR-T-Expertise des renommierten Instituts am Wissenschaftsstandort Hamburg zu verankern. Die Summe der BMBF-Förderung für Dr. Nollau und sein Team beläuft sich auf 560.000 Euro.

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