3. Juli 2020

Ein talentiertes Doktoranden-Triple

Trotz unterschiedlicher Forschungsschwerpunkte teilen die drei frisch verteidigten Doktoranden von Professor Dr. Ulrich Schüller eine Vision: Gemeinsam den Krebs bei Kindern zu knacken: Melanie Schoof, Dörthe Holdhof und Malte Hellwig haben seit Ende 2016 im Rahmen ihrer Promotionsarbeiten intensiv zu kindlichen Hirntumoren – der zweithäufigsten Krebserkrankung im Kindesalter – geforscht. Ihnen ging es um ein besseres Verständnis der Tumorentstehung mit dem Ziel, neue therapeutische Angriffspunkte zu identifizieren. Das Ergebnis: Bestnoten und ein Handwerkzeug, auf dem die weitere Karriere fußen kann: Durchhaltevermögen, die Fähigkeit, experimentell zu arbeiten und erfolgreich zu publizieren.

Melanie Schoof: CBP. Tausendsasser und Tumorsuppressor
Das Forschungsgebiet von Melanie Schoof umfasst Mutationen des Coaktivators CBP. Das Protein ist an unterschiedlichsten Transkriptionsprozessen beteiligt – während der Entwicklung als auch im adulten Organismus. Mutationen des Proteins können mit dem Ausbruch schwerer Erkrankungen, wie z.B. dem Rubinstein-Taybi-Syndrom (RSTS), einhergehen – einer neuronalen Entwicklungsstörung, die unter anderem eine mentalen Retardierung mit sich bringt. Melanie Schoof konnte im Rahmen ihrer Promotionsarbeit weitere Eigenschaften des Proteins aufdecken: Zum einen erforschte sie in Mausmodellen den Einfluss von CBP bei der Hirn-Entwicklung und -homöostase. „Wir konnten Auffälligkeiten in den neurogenen Zonen des Gehirns, dem Hippocampus und der Subventrikulärzone finden und zeigen, dass CBP sowohl für die neuronale Migration als auch Morphologie wichtig ist“ erläutert Melanie Schoof. Darüber hinaus konnte die Wissenschaftlerin das Protein als Tumorsuppressor in verschiedenen Tumorentitäten entlarven. „Der Verlust von CBP in Kombination mit N-myc führt zur Entstehung von aggressiven Gehirntumoren“, so Schoof. "Im Mausmodell entwickelten sich Tumoren im Vorder- und Hinterhirn und genau hier geht nun die Arbeit weiter. Wir wollen besser verstehen, wie die beiden Proteine zusammenarbeiten und wie wir diese Erkenntnisse auf verschiedene humane Erkrankungen übertragen können.
https://link.springer.com/article/10.1186/s40478-019-0849-5

Dörthe Holdhof: Brg1 – Ein Protein bringt die Embryonal- und Hirnentwicklung durcheinander
Auch bei der Forschungsarbeit von Dörthe Holdhof geht es um die Entwicklung und Entstehung von pädiatrischen Hirntumoren. Genauer gesagt geht es um Atypische teratoide/ rhabdoide Tumoren (ATRTs) - ein seltener Hirntumor aus der Gruppe der embryonalen Tumoren, der fast ausschließlich bei Kleinkindern vorkommt. „Zahlreiche Prozesse in der frühen Embryonal- und auch der Hirnentwicklung sind von einer korrekten Brg1 Expression abhängig“ erläutert Dörthe Holdhof. Sie fand heraus, dass Brg1 sowohl in hGFAP als auch in Sox2 positiven Stammzellen essenzielle Rollen bezüglich der Hirnentwicklung spielt, wohingegen das Protein nach der Geburt in zerebellären Vorläuferzellen weniger ausschlaggebende Funktionen erfüllt. Unter welchen Vorrausetzungen der Verlust von Brg1 zur Entstehung von AT/RTs führt, soll in einem Folgeprojekt untersucht werden.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31504276/

Malte Hellwig: TCF4 beeinflusst Gehirnarchitektur und Tumoraktivität
Fokus der Forschungsarbeit von Malte Hellwig liegt zum einen auf einer speziellen Keimbahnmutation im Transkriptionsfaktor 4 (TCF4), die eine Entwicklungsstörung mit schwerer geistiger Behinderung verursacht, dem sogenannten Pitt-Hopkins-Syndrom (PTHS). In Mausmodellen wurde TCF4 als essentiell für die korrekte Entwicklung des Kleinhirns und des Hippocampus – beides extrem wichtige Regionen des Hirns – definiert. Zudem erforschte Malte Hellwig spontane Mutationen in TCF4, die ausschließlich in adulten Patienten mit einem Medulloblastom (Tumor des Kleinhirns) des SHH-Subtyps vorkommen. In der Zellkultur und in Mäusen konnte der Forscher die Situation nachstellen und erkennen, dass in späteren Phasen der Hirnentwicklung TCF4 möglicherweise tumorsuppressiv wirkt. Der Verlust von TCF4 führt hier also zu einem Anstieg der Vermehrung der Tumorzellen.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ejn.14674
https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00401-019-01982-5

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